
Stolpersteinverlegung der DEZ 32
Nicht vorbeigehen, sondern über die Geschichte stolpern: Das ist die Idee der Stolpersteine, die es mittlerweile in vielen Städten gibt – auch in Krefeld. Am 15. Dezember kamen neue Steine hinzu, unter anderem für die Familie Lindenbaum. Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Erziehung haben die Verlegung vorbereitet und begleitet. Einen Einblick in die Verlegung gibt ein kurzer Film. Mitglieder der Familie Lindenbaum waren zur Stolpersteinverlegung vor Ort und kommen im Video zu Wort.
Die Beschäftigung mit dem Schicksal der Familie hat die Schülerinnen und Schüler sehr berührt, ihre Gedanken und Gefühle haben sie auch in Gedichten verarbeitet. Einige veröffentlichen wir hier unter dem Video.
Flucht und Frieden
Zuerst die Flucht
Kampf um Leben und Tod,
Angst vor der Entdeckung
Angst vor bellenden Hunden und lauten Schüssen
Ein lautes dumpfes Geräusch im Ohr
Herzschlag bis zum Umfallen
Plötzlich wurde es still
Der Friede schlich sich im Geiste hinein
Ein Aufbau in neue Lande
Ein neues Leben geschenkt
Eine zweite Chance
Und trotz Frieden ein für immer erlebtes Trauma
(Viola Lehmann)
Lindenbaum
Margarethe, Karl, Lore und Edith.
Glücklich gelebt in Krefeld.
Dann ganz plötzlich:
Wurde Edith verdächtigt?
Kontakt zu einem Jungen.
Beziehung zu einem Jungen.
Er schrieb über sie
Das brachte Edith womöglich in dessen Visier
Dessen?
Ja, sie waren nämlich besessen!
Darauf Juden auszulöschen
Dies dann mit einer Lüge zu vertuschen
Edith, erst 16 Jahre, musste schnell weg
Nach England, London. Perfekt!
England, London? Ohne Gesellschaft?
Margarethe ist nicht wirklich begeistert.
Lore eilt nur sechs Monate später.
Edith und Lore nun vereint.
Allein, aber doch zusammen und zu zweit
Margarethe kommt schnell hingeeilt.
Mutter und Töchter wieder vereint.
Karl ist in Sorge wegen der Katastrophe.
Margarethe und Edith kehren zurück in die Nazi-Zone.
Dann wurde die große Angst wahr.
Die Ausbürgerung war da.
Keine Identität,
Keinen Schutz,
Keine Orientierung,
Keine Heimat.
Verschleppung nach Westerbork
Lore schickte dem Feind ihr Geld.
Doch sie wurde nicht zum Held.
Verschleppung nach Sobibor.
Ermordung in Sobibor
Margarethe und Edith waren fort
Karl hingegen später.
1943 im November
Auschwitz-Birkenau
Lore bleibt zurück.
Sie kämpft um Wiedergutmachung
Stück für Stück
(Salima El Manichi)
Mehr als nur ausgebürgert
Sie führten ein ganz normales Leben wie alle anderen.
Sie feierten Karneval, machten Ausflüge und verbrachten viel Zeit
miteinander.
Sie konnten ihr ganz normales Alltagsleben ausführen.
Ganz ohne Angst und Einschränkung.
Nie hätten sie gedacht, dass sich das alles einmal so schnell ändern würde.
Nie hätten sie gedacht, dass das Leben so unerhofft ernst wurde, und die
ganzen Ausflüge nicht mehr dasselbe wie damals waren.
Damals, … damals ohne Angst vor dem Tod.
Grausamkeit regierte nun das ganze Land. Es sorgte in der Familie für
Unsicherheit.
Nach und nach schlich sich Spaltung in die Gesellschaft.
Todesangst und Schrecken wurde zum alltäglichen Begleiter.
Der letzte Abend schien wunderschön, nur Lore und Edith mussten
gehen.
Und es gab keine Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Und nun mussten sie gehen….