Die Leidenschaft für Technik ausleben
Zwei Abiturienten des BKVB gewinnen mit ihrem Roboter den Schüler-Wettbewerb Robocom an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen.
Zielsicher greifen zwei Hände in einen der roten Kästen mit den tausenden von Lego-Steinen. Maja greift die langen, weißen Stäbe heraus, Kjell graue, die etwas kürzer sind. Gemeinsam überlegen sie, wie sie die Elemente an ihren Roboter anbauen können. Ihr Ziel: Der selbst gebaute Roboter soll einerseits schneller über einen Parcours flitzen, andererseits soll er auf seinem Weg Ladung sicher aufnehmen und auf eine bestimmte Art stapeln können.
Es ist ein Dienstagnachmittag im Mai 2024. In zwei Tagen steht die nächste Abiturprüfung an, doch die ist für knapp zwei Stunden vergessen: Maja Fischer und Kjell Kluth, angehende Abiturienten des Beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Gesundheit des BKVB, tüfteln an ihrem Roboter. Gebaut aus Lego-Mindstorm-Teilen, mit Sensoren und Motor sowie einem Chip versehen, machen sie ihn fit für ein ganz besonderes Rennen: den Schüler-Roboterwettbewerb Robocom Anfang Juni. Jugendliche schicken dafür an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen selbst gebaute Roboter über einen festgelegten Parcours. Sie müssen nicht nur so schell wie möglich auf einer geschwungenen Linie entlangfahren können, sondern auch zwei Zauberwürfel als Ladung aufnehmen und sie so aufeinanderstapeln, dass bestimmte Farben aufeinanderliegen.
Drei Wochen später steht fest: Maja und Kjell haben die anderen 15 Teams hinter sich gelassen. Ihr Roboter schaffte den Parcours am schnellsten und hat auch die Stapel-Herausforderung ganz wunderbar gemeistert: Damit gewinnen die beiden die Robocom 2024.
Für den Sieg waren die weißen und grauen Lego-Stäbe vielleicht sogar entscheidend.
Zurück an diesem Dienstagnachmittag im Mai tüfteln, bauen und testen die 19-Jährige und ihr 17-jähriger Mitschüler; und das parallel zu den Abiturprüfungen. Für das Projekt kommen die beiden jeden Dienstagnachmittag extra noch einmal in die Schule. Einen Roboter hatten sie schon im vergangenen Schuljahr gebaut und beim Wettbewerb 2023 ins Rennen geschickt. Jetzt galt es ihn neu zu konstruieren und zu verbessern. „Uns macht das einfach Spaß und man lernt ja auch nicht den ganzen Tag“, sagt Kjell, während er die grauen Stäbe am Roboter befestigt. Für Maja ist es eine „ziemlich gute Ablenkung“ vom Lernen und den Prüfungen. Sie läuft zum Laptop, während Kjell den Roboter an den Anfang des Test-Parcours setzt. Neben der Konstruktion ist auch das Programmieren Teil der Aufgabe. Maja startet das Programm auf dem Laptop, der Roboter setzt sich in Bewegung. Die Linie schafft er ohne Probleme und auch den ersten Würfel lädt er richtig auf. Der zweite aber dreht sich einmal zu viel – und landet auf der falschen Seite. Für die beiden eher Ansporn, als Entmutigung. Kurze Zeit später haben sie den Roboter noch einmal verändert, hier Lego-Steine weggenommen, dort welche angebaut. Zweite Runde auf dem Parcours: Dieses Mal klappt alles.
Die beiden sind seit der 12. Klasse im „Jugend forscht“-Kurs, der Teil der MINT-Initiative des BKVB ist. Mit dieser will das Berufskolleg das Interesse für Mathematik, Informatik, Technik und Naturwissenschaften noch stärker fördern.
„Es ist schön, dass es hier den Raum und die Freiheit gibt, unter Anleitung ganz neue Sachen auszuprobieren“, sagt Maja. Kjell ergänzt, er habe einen „neuen Blickwinkel auf Schule bekommen“. Und es sei „schön, diese Abwechslung zu haben und in diesem Kurs etwas freier denken zu können.“
Für Maja ist es nur eines der freiwilligen Zusatzprojekte. Sie hat auch zwei Mal an der Bio-Olympiade teilgenommen, teilweise in den Ferien komplexe Biologie-Aufgaben gelöst und ist in diesem Schuljahr sogar in die zweite Runde gekommen. „Die Aufgaben sind schon oberhalb des Niveaus der Abiturprüfung und es geht um Themen jenseits des Bio-Leistungskurses“, sagt die 19-Jährige und grinst ein wenig. Ihr macht es großen Spaß, ebenso wie das Ausprobieren am Roboter. „Ich konnte hier erfinderisch sein, den Horizont erweitern und tolle Chancen nutzen.“